arrow_upward
event_note mail link cloud

Freiwilliges Soziales Jahr

Liebe ehemalige Lehrer: innen und Mitschüler: innen,

eine kleine Vorstellung meinerseits für die Leute, die mich nicht kennen. Ich heiße Anton und habe 2021 mein Abi an der Marienschule gemacht. Nachdem Abitur war ich mir noch nicht sicher, was ich studieren will, weshalb ich mich dazu entschieden habe einen Freiwilligendienst in Norwegen zu machen bei der Organisation „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“. In diesem Bericht wollte ich von meinen Erfahrungen und meiner Arbeit erzählen.

Anfang September 2021 bin ich also nach Norwegen geflogen in ein kleines Städtchen mit den Namen Levanger. Im Nebenort Ekne war das Museum, namens Falstadzentrum, in dem ich gearbeitet habe. Bei dem Falstadzentrum handelt es sich um ein ehemaliges SS-Strafgefangenenlager und Menschenrechtszentrum. Als ich dort ankam habe ich mich also erstmal mit der Vergangenheit des Ortes auseinandergesetzt, damit ich englisch- oder deutschsprachigen Gruppen Führungen durch das Museum geben kann. Das Falstadzentrum wurde ursprünglich gebaut, um „schwer-erziehbare“ Kinder zu unterrichten. Heutzutage würden wir eher Jugendgefängnis sagen. Von 1941-1945 wurde es dann von den Nationalsozialisten als Strafgefangenenlager genutzt. Insgesamt gab es ca. 4200 Gefangene und 200 Menschen wurden im Wald hingerichtet.

Die Hauptausstellung handelt von der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Norwegen, dem Verlauf des Krieges, Freiheitkämpfern in Norwegen, Deportation und der “verbrannten Erde”. Täglich kamen Schulgruppen aus ganz Norwegen, die mit “Erziehern” über die Vergangenheit und dessen Wichtigkeit gelernt haben. Was für mich aber auch zuerst ein wenig komisch war, ist der Umgang mit der Geschichte in Norwegen. Zum Beispiel war es für die Norweger kein Problem an dem Ort, wo früher die Barracken der Gefangenen standen, Fußball zu spielen. Ich denke aber, dass das Museum gut vermittelt aus der Vergangenheit zu lernen, aber trotzdem in die Zukunft blicken zu dürfen.

Trotz der Schulklassen hat man noch gemerkt, wie schwer die Kultur nach Corona zu kämpfen hatte. Im Winter gab es viele Tage, an denen niemand kam und im Sommer waren die Besucherzahlen wesentlich schlechter als in den Jahren zuvor. Da ich deswegen sowieso nicht viel zutun hatte, habe ich viel im Medienbereich für das Museum gearbeitet. Entweder habe ich Videos und Fotos für das Museum gemacht oder mit an einer Ausstellung gearbeitet.

Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich diese Chance hatte und möchte mich nochmal bei meiner ehemaligen Geschichtslehrerin Frau Gießen bedanken, die dazu beigetragen hat, dass ich überhaupt nach Norwegen fliegen konnte.