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Stolpersteine

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“
(Gunter Demnig)

Ein Name 

Ein Name auf einem Stein, 
mehr ist es nicht, 
so denkt man, 
doch trügt der Schein. 


Hinter jedem Namen liegt ein Leben, 
so kurz es auch gewesen, 
hinter jedem stecken Geschichten, 
nur geraubt von grauenvollen Wichten. 


Geraubt von solchen Wesen, 
erlaubt mir meine Thesen, 
für die das Wort grausam untertrieben, 
und zurückgeblieben 
treffend ist. 

Für eben solche, 
für die selbst das Wort Mensch ein Euphemismus ist, 
so niederträchtig war ihre Arglist. 


Denn ist es nicht das Gewissen, 
das uns von den Tieren trennt? 
Macht sie ihr Unwissen über Gut und Böse somit nicht zu eben diesen? 


Und dennoch stehen wir nun vor einem Problem: 
Vor einem Namen auf einem Stein, 
Namen wie es sie zu Tausenden, nein Millionen gibt, 
von denen nichts mehr übrig blieb als eben dieser Name. 


Kein Lachen, kein Weinen, keine Tat, kein Wort, 
ein Name, wie er steht eben dort. 

Jan Claßen, Q1 

Die Projektarbeit – Hintergründe 

Seit Beginn des Schuljahres trafen sich die Schüler*innen der AG „Stolpersteine“ jeden Mittwoch begleitet von ihren Lehrkräften Frau Bernard und Frau Wiesner und erforschten die Familiengeschichte der Familien Glauberg und Kanthal. Diese wurden von den Nationalsozialisten auseinandergerissen, deportiert und in den Jahren 1942/43 vernichtet. 

Den beiden Familien sind am 07. Oktober 2020 am Ostwall 263–265, ihrem letzten nachgewiesenen Wohnort, zwei Stolpersteine gewidmet worden. 

In der AG recherchierten die Schüler*innen die Biographien der Familien, entwickelten Plakate, um an diese zu gedenken, besuchten die „Villa Merländer“, um die regionale Geschichte der Judenverfolgung und -vernichtung kennenzulernen und gestalteten das Rahmenprogramm für die Stolpersteinverlegung. Auch mit dem Künstler und Begründer des „Jahrhundertprojekts“ Gunter Demnig haben sich die Schüler*innen auseinandergesetzt und auch die Haltung kritischer Stimmen zum Projekt diskutiert. 

Im Zuge dessen sind tolle Ergebnisse entstanden, die im Flurbereich der Schule veröffentlicht sind. 

Die Verlegung – Ablauf und Eindrücke 

„Ich bin irgendwie aufgeregt gewesen“ so Vanessa Hoang, Schülerin der Q1. Von der Schule aus hatten sich die Schüler*innen auf den Weg zum Ort „ihrer“ zukünftigen Steine gemacht. Dort trafen sie auf die Stifterin der Steine Andrea Bette – eine ungeplante, aber sehr eindrucksvolle Begegnung. Frau Bette, selbst einmal Marienschülerin gewesen, erzählt: „Meine Mutter und Rosa Glauberg waren befreundet, ein kleines Geschenk – ein Porzellandöschen – von Rosa zeugt davon. Meine Mutter vermachte mir das Döschen mit den Worten, sehr darauf aufzupassen, es sei schließlich die letzte Erinnerung.“ Frau Bette kämpfte mit den Tränen, während die Schüler*innen ihr gebannt zuhörten. Dann kam auch schon Gunter Demnig und die Verlegung konnte beginnen. 

Mit einem selbstgeschriebenen Gedicht eröffnete Jan Claßen eindrucksvoll die Verlegung – und dann ging alles sehr schnell: Mit geübtem Handgriff verlegte Gunter Demnig die Steine von Rosa Glauberg und Karolina Kanthal, begleitet von Vorträgen, die einen Einblick in das Leben der Frauen und ihrer Familien gaben.  

„Die Stolpersteinverlegung war ein bewegender Moment. Auch war es berührend, dass am Ende der Verlegung alle noch einmal zur Ruhe gekommen sind, um Rosa Glauberg und Karolina Kanthal zu gedenken“, so Lisa nach der Verlegung. Dies bestätigen auch Julius, Johanna, Paulina und Paula. 

Für die kommenden Wochen plant die AG nun noch die Erstellung eines digitalen Bi-Parcours zum Thema „Erinnerungskultur“, der als Unterrichtsmaterial von Schülern für Schüler fungieren soll und folgenden Schülergenerationen Einblick in das Projekt und das Anliegen ermöglichen soll. 

Für alle Interessierten: Auch für das kommende Jahr konnte die NS-Dokumentationsstelle Gunter Demnig für die Verlegung von drei Steinen für die Familie Servos in Krefeld gewinnen. Die Gestaltung darf wieder in einer AG „Stolpersteine“ durch Marienschüler*innen erfolgen. 

Ein großer Dank gilt an dieser Stelle Frau Franz von der NS-Dokumentationsstelle „Villa Merländer“, die die Kooperation mit diesem Projekt möglich gemacht hat und die ihrerseits das Engagement der Marienschüler*innen sehr gelobt hat. 

WS