Dezember 2024
Freitag 20. Dezember
- Letzter Schultag
- Q2: Halbjahresende
Montag 23. Dezember – Montag 6. Januar
- Weihnachtsferien
„Der freie Wille ist nur ein gutes Gefühl.“
(Wolf Singer, Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt a.M.)
31 Schülerinnen und Schüler der Philosophiekurse aus der 10. Jahrgangsstufe hatten gemeinsam mit ihren Lehrern Dr. Eilers und Dr. Hoff ein dickes Fragenpaket geschnürt, mit dem sie am 18. März den Besuch des Leiters der neurologischen Klinik im Helios Klinikum, Prof. Dr. Michael Stoffel, erwarteten. In einem interessanten Einführungsvortrag erfuhren sie zunächst einige Grundlagen unterschiedlicher Hirnfunktionen und –abläufe, die unsere Handlungen, aber auch Emotionen steuern. Ergebnisse solcher Forschung offenbaren Zusammenhänge, über die sich nicht nur Lügenbarone überführen lassen, sondern auch richtig „schwere Jungs“. Denn tatsächlich ist es möglich, Hirnveränderungen aktuell zu kontrollieren und daraus auch rechtsrelevante Ergebnisse abzuleiten.
Die aufmerksamen Zuhörer/innen erfuhren, dass Vieles von dem, was wir unserem Gehirn zutrauen und abverlangen schon erforscht und in Teilen auch mess- und darstellbar geworden ist, wenn auch bei Weitem noch nicht alles. Die Quantifizierung der Größe dieser beiden Areale, des bereits Erforschten und des noch Erforschbaren, bleibt vorerst unmöglich und das Lüften weiterer Geheimnisse spannend.
Im Unterricht hatten die Schüler/innen zu ergründen versucht, welche Verknüpfungen zwischen dem menschlichen Ich oder dem Charakter des Menschen und seinem oberen Steuerorgan, dem Gehirn, bestehen. Verschiedenste philosophische Ansätze waren dabei durchgespielt worden, gepaart mit einem guten Maß an Alltagslogik, woraus sich dann die Fragen an den Experten ergaben, der ausgiebig und zum Teil auch mit sichtbarem Vergnügen darauf einging. Kreisten die Fragen zunächst darum, welchen Anteil unser Gehirn an unserem Charakter hat, so liefen sie doch bald ganz konkret auf die Neugier nach der Position des Referenten hinaus, der dann auch auf die direkte Frage: „Sind Sie Physikalist?“ mit einem knappen „Ja“ antwortete. Diese Antwort entlarvte allerdings keinen radikal denkenden Nihilisten, sondern einen philosophisch aufmerksamen Denker, der sich auf viele Probleme einlässt und den Austausch darüber sucht. So ist der Mensch schließlich doch nicht vollkommen willensunfrei, aber doch nicht nur in dieser Hinsicht ein Gefühlsmensch.
Selten kommt es in der Schulsituation vor, dass nach Ablauf einer Doppelstunde ohne Pause das Ende dieser Einheit schlicht ignoriert wird, um den Gesprächsfaden nicht reißen zu lassen, hier war dies der Fall, was uneingeschränkt für den Reiz dieser Veranstaltung spricht. Eine Wiederholung in der kommenden Stufe muss erwartet werden, zumal Prof. Stoffel für die Schülerinnen und Schüler ein sehr interessanter Gesprächspartner war.
Werner Lichtenberg