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Was nützt die Ethik, wenn die Realität ein Dilemma vorgibt?

Besuch des Initiators des Ethikkomitees am Helios Klinikum in der Marienschule
Ein neues Projekt innerhalb der Kooperation zwischen dem Helios Klinikum und der Marienschule Krefeld ist am 29. Juni aus der Taufe gehoben worden. Ekkehard Rüdiger, katholischer Pastoralreferent und Initiator des Klinischen Ethikkomitees (KEK) am Helios Klinikum, war auf Einladung Dr. Hoffs und seines PL-Kurses in der Q1 in den Unterricht gekommen, um den interessierten Schülerinnen und Schülern Einblicke in die Arbeit des Ethikkomitees zu geben.

Nach einer kurzen Erläuterung der Arbeit dieses Komitees, das ausschließlich berät, nicht aber entscheidet, entwickelte Ekkehard Rüdiger in Anbindung an das Grund­wissen der Schülerinnen und Schüler aus dem Philosophieunterricht die vier Eckpfei­ler konkreter medizinischer Entscheidungserfordernisse. Grundsätzlich liegt jeder Beratung und nachfolgenden Ent­scheidung der Respekt vor der Autono­mie des Patienten zu Grunde, dem wohlgetan werden soll und nicht ge­schadet werden darf. Das Prinzip der Gerechtig­keit verlangt die Gleichbe­hand­lung aller Patienten, z. B. unab­hängig vom Alter, das in man­chem Aus­land aufwändige Maß­nahmen we­gen des nur noch ge­ringen zeitli­chen Nut­zens als nicht mehr sinnvoll erachtet.

Im Anschluss stand die Praxis im Vordergrund. An zwei anonymisierten Einzelfällen, wie sie dem Komitee tatsächlich vorgelegen haben, wurde diskutiert, wie möglichst sach­gerecht, also unter Verzicht auf eigene emotionale oder auch erfahrungsgestütz­te Einflüsse, zu argumentieren und zu beraten sei. Dabei wurde sehr bald deutlich, dass man in der Regel auf der Basis dessen, was man für sich selbst akzeptieren würde, argumentiert, was aber die moralischen und weniger die ethischen Aspekte nach vorne leitet.

Die durchweg sehr interessierten Schülerinnen und Schüler bekamen durch die Fall­beispiele aus dem medizinischen Alltag schon bald ein zunehmend klareres Bild da­von, was Ethik bedeutet, wenn sie anwendbar und erlebbar wird, und dass viele der Situationen, in denen eine Entscheidung durch die Realität erzwungen wird, einem Dilemma nahekommen, weil es zu Lasten einer klaren Empfehlung meist um ein Ab­wägen geht. Gesucht werden in der Regel tragfähige Kompromisse.

Der Verlauf der Veranstaltung führte zu der beiderseitigen Versicherung, die Zu­sammenarbeit mit dem Helios Klinikum auch in diesem Bereich weiter zu intensivie­ren.

Werner Lichtenberg