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Lerncoaching

An der Marienschule gibt es jetzt zertifizierte Spezialistinnen und einen extra Raum für Lerncoaching.

Manche Schüler hören immer wieder die gleichen Aufforderungen: „Meld Dich doch mal mehr!“ oder „Lern doch mal Vokabeln!“ Dann kann es sein, dass diese Aufforderungen ins Leere laufen und einfach nicht umgesetzt werden.

Es kann sein, dass eine Schülerin, die gern lernen will, notenmäßig abfällt. Sie ärgert sich selbst darüber, kann sich aber nicht konzentrieren, weil sie ständig an Probleme zuhause denken muss.

Andere Kinder und Jugendliche haben Prüfungsangst entwickelt . Das kann sich darin äußern, dass sie den berühmten Blackout fürchten oder vier Wochen lang vor einer Klassenarbeit schon Bauchweh haben.

Für solche Lernschwierigkeiten ist Lerncoaching da.

Die beiden Lehrerinnen an der Marienschule Katharina Laufenberg und Selina Mola haben die umfangreichste Ausbildung dazu gemacht, die auf dem deutschsprachigen Markt zu haben ist: 45 Fortbildungstage inklusive Supervision haben sie bei der Context Akademie absolviert. Mit Organisationsentwicklern, Personal- und Führungskräfteentwicklerinnen und Coaches haben sie ihre Expertise als Lehrerinnen angereichert. Unter anderem ist das Zürcher Ressourcen Modell der Psychologin Maya Storch eingeflossen, ein Selbstmanagement-Training, das systematisch kognitive, emotive und physiologische Elemente in den Entwicklungsprozess mit einbezieht.

Damit ist die Marienschule jetzt offiziell zertifizierte „3D LernCoaching Qualitätsschule“. Ermöglicht wurde das durch den Förderverein. Er finanzierte dankenswerterweise die Renovierung des Raums und zum Teil auch die Ausbildung von Frau Laufenberg und Frau Mola zu Coaches. Volker Biesel von der Firma Context Akademie war am Freitag eigens aus Kiel angereist, um die Zertifikate an das Gymnasium in der Hubertusstrasse zu übergeben.

Der neu eingerichtete Raum in der Marienschule sieht aus, als befände er sich gar nicht in einer Schule. Warme blau und beige-Töne, Trockenblumen, Ikea-Regal, Couch, Regal mit bunten Karten, ein Glas mit Süßigkeiten. Hier verlassen die beiden Lehrerinnen, die sonst in bestimmtem Zeitfenstern bestimmte Kompetenzen vermitteln und Schülerleistungen bewerten müssen, ihre Rolle und hören einfach zu. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, dass die Jugendlichen selbst ihre Probleme zur Sprache bringen. Mola und Laufenberg haben Methoden erlernt, die es dem Schüler leichter machen, wieder mit den eigenen Ressourcen in Kontakt zu kommen, um das Problem eigenständig lösen zu können. Die Einzeltreffen sind unterschiedlich lang, mal vier, fünf mal, manchmal auch länger.

Volker Biesel erklärt das am folgenden Beispiel: Es sei möglich, dass ein Schüler in der Schule nicht erfolgreich sei, weil er viel bei Instagram unterwegs ist. Anstatt ihn nun aufzufordern, das Handy wegzulegen, würde man im Einzelcoaching fragen: ‚Was machst Du denn da?‘ Der Schüler würde möglicherweise erzählen, wie viele Follower er hat, dass er irgendetwas verkauft und schon Geld verdient o.ä. Dann würde er vielleicht irgendwann sagen: „Aber ich bin doch hier, um übers Lernen zu sprechen“ und damit das schulische Problem selbst ansprechen. Nun werde versucht, die Ressourcen, die er in seinem Verhalten auf Social Media zeigt, z.B. seine digitalen und kommunikativen Kompetenzen, die Übersicht über seine „To do“s etc. auf die Schule zu übertragen und sie fürs Lernen zu nutzen.

Eine solche Eins-zu-eins-Beratung ist im Unterrichtskontext nicht möglich. Erfreulich, dass das katholische Gymnasium Zeit, Räume und Personal zur Verfügung stellt, um Jugendlichen diese Möglichkeit zu bieten.

Mola und Laufenberg arbeiten mit einem ganzheitlichen, mehrdimensionalen Ansatz.

Sie orientieren sich erstens am klassischen Ablauf einer Beratung, zweitens am Lösungsprozess  für das individuelle Problem und haben drittens die motivationspsychologische Ebene im Hinterkopf. Deshalb heisst das Modell 3D-Modell. Wann wie und mit welchen Methoden gearbeitet wird, entscheidet sich im Prozess, den sie mit den Kindern und Jugendlichen gehen. Dabei kann auch mit dem Unterbewusstsein gearbeitet werden, also z.B. mit Bildkarten. Das Foto einer Lotusblume vermittelt eben eine andere Lernhaltung als die eines brüllenden Löwen. Aber beide Bilder können, verinnerlicht, helfen, eine neue Haltung zum Lernen einzunehmen und diese mit der Zeit auch zu verkörpern.  

Das 3D Lerncoaching ist einer von vielen Elementen der Persönlichkeitsbildung in der Marienschule. Es geht beim Lerncoaching nur um Lernschwierigkeiten. Persönliche Probleme, die mit Schule nichts zu tun haben, können Marienschüler auch mit Simone Tralle vom Kinderschutzbund, die ebenfalls in der Marienschule feste Sprechstunden hat, mit Kollegen von der Schulseelsorge, anlässlich der Gesundheitstage, bei den Vertrauenslehrern der SV und mit jedem Lehrer, der sich ansprechbar dafür zeigt, besprechen.

Und es geht weiter: In der Zukunft werden in den Räumen der Marienschule Ausbildungskurse im Lerncoaching angeboten werden.